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Home Dr. Fritz Lettenmeyer (1891-1953) 1.9.1944: Nach der Ankunft in Hof Käthe Lettenmeyer (1902-1994)
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 Dr. Fritz Lettenmeyer (1891-1953)

Bestiegene Karwendelgipfel

Anmerkung zur zeitlichen Einordnung: Die aufgeführten Touren dürfen etwa zwischen 1920 und 1938 durchgeführt worden sein. Präzisere Angaben zur zeitlichen Einordnung liegen nicht vor.


(Zusammengestellt 1947 aus der Erinnerung anhand von Schwaigers Führer durch das Karwendelgebirge, 4. Auflage 1921.)


Gratüberschreitung Westliche Karwendelspitze – Nördliche und Südliche Linderspitze – Sulzleklammspitze – Kirchlespitze – Brunnsteinspitze (ca. 1921, allein)

Westliche Karwendelspitze (mehrfach, darunter eine Winterbesteigung)

Gratüberschreitung Tiefkarspitze – beide Lärchfleckspitzen – wegloser Abstieg ins Karwendeltal bei Gewitterregen.

Tiefkarspitze (mehrfach, einmal mit Abstieg über die S-Rinne, einmal Abstieg Nordostgrat)

Gratübergehung Wörnerspitze, Nördliche-, Mittlere-, Südliche Großkarspitze (mehrfach)

Wörner (mehrfach)

Hochkarspitze (einmal vom Wörner, einmal über den Ostgrat mit vorhergehendem Biwak)

Bäralpscharte mehrmals überschritten

Östliche Karwendelspitze

Grubenkarspitze (vielleicht Gratüberschreitung)

Risser Falk (mehrfach, einmal abenteuerlicher Abstieg nach Westen, der Steig durch die 'grüne Rinne' existierte schon 1920 nicht mehr). Das erste Mal allein von Norden durch das Falkenkar.

Gratüberschreitung Toter Falk – Laliderer Falk bis Pkt. 2317 und am Steinfalk vorbei nach Süden.

einmal von Hinterriß aus bis kurz vor den Kleinen Falk, hier wegen Zeitmangel umgekehrt

Gratübergang Pleisenspitze – Larchetkarspitze – Große Riedelkarspitz, Breitgrieskarspitze – Große Seekarspitze – Marxenkarspitze – die drei Ödkarspitzen – Birkkarspitze (mit einem Biwak)

die drei Ödkarspitzen mehrfach (von der Birkkarspitze aus)

Gratübergang Birkkarspitze – die drei Ödkarspitzen – Marxenkarspitze, Abstieg durchs Marxenkar

Birkkarspitzen (mehrfach)

Birkkarspitze – Kaltwasserkarspitze (nicht Gratübergang, sondern vom Schlauchkarsattel die Birkkarspitze so hoch wie möglich südlich gequert und dann das östliche Birkkar gequert)

Kaltwasserkarspitze Nördlich unter der Birkkarspitze durch, auf den Grat zum Fuß des Gipfels und ihn direkt von Westen erstiegen, Abstieg ins Rauhkar und weiter unten biwakiert. Am nächsten Tag durch das Kühkar den Punkt 2465 erreicht, den Weiteranstieg zur Nördlichen Sonnenspitze wegen Wettersturzes abgebrochen. Auch auf der Westlichen Moserkarscharte war ich einmal, um mir den Abstieg nach Norden anzusehen.

Südliche und Nördliche Sonnenspitze Aufstieg auf einem vom Suntigerkamm aus bemerkten Jagdsteig im Südhang der Südlichen Sonnenspitze, dessen Anfang man vom Tal aus nicht finden würde, wenn man ihn nicht kennt. Oben über eine Rippe zum Südwest-Grat und leicht auf den Gipfel. Übergang zur Nördlichen Sonnenspitze sehr leicht. Abstieg zuletzt mit Abseilen durch die Schlucht südlich neben dem Ostgrat.

Von den unbedeutenden Gipfeln zwischen Nördlicher Sonnenspitze und Grubenkarspitze vielleicht gelegentlich mal einen betreten.

Grubenkarspitze (mehrfach). Besonders schön ist folgende Überquerung: Aufstieg vom Lochhüttl durch das Grubenkar über den Ostgrat zum Gipfel, streckenweise mühsam über Schutt und Geschröff, aber alles ganz leicht, gewöhnlicher Abstieg durch das Roßloch.

Hochkanzel
1) Gratwanderung Gamskarspitze – Brandlspitze – Scharte westlich unterhalb der Hochkanzel. Nicht schwierig, aber sehr brüchig, große Trittsicherheit erfordernd, wenn man nicht zu langsam vorwärtskommen will; ungeeignet, wenn jemand Seilsicherung braucht.
2) Sogenannte Südwandroute. Den Einstieg in die große Schlucht habe ich erst beim dritten Versuch gefunden. Wenn man die Route findet, ist keine Schwierigkeit bis da, wo man die Rinne selber betritt, dann ging es damals über steilen, harten Schnee (kleiner Pickel sehr nötig) in der Schlucht bis an ihre Erweiterung unterhalb des Grats empor, dann machte ich einen sehr schwierigen Ausstieg nach rechts (Osten), welcher sicher nicht der richtige war, dann ohne Schwierigkeit auf die Scharte.

Hallerangerspitzen (mehrfach)

Suntiger-Kopf (mehrfach), ebenso den Kamm des Reps.

Spritzkarspitze – Eiskarlspitze Aufstieg durch die Eiskarln (die Querung in die Eiskarln hinein ist wirklich sehr exponiert), Gratübergang über die Eiskarlspitzen bis zur Hochglückscharte, von dieser Abstieg zur Eng.

Gratüberschreitung Huderbankspitze – Kaiserkopf – Hochglück
Auf der Huderbankspitze war ich vorher schon mindestens zweimal. Beim Übergang zum Kaiserkopf soll man nicht, wie in den Führern steht, vom Grat absteigen, da man in lauter Rinnen hineinkommt. Man begehe den nordwärts ziehenden Grat bis zu seinem Abbruch, der von oben überhängend aussieht. Man seilt erst das Gepäck ab und klettert dann gar nicht sehr schwierig die geringe Höhe hinunter. (Meiner Erinnerung nach kann man sich nach wenigen Metern in einen Spalt hineinwinden, womit alles gewonnen ist.)
Den Weiterweg nahmen wir nach der alten und sicher auch altmodischen Route tief vom Grat absteigend. Wie oft habe ich im Karwendel und auch in anderen Gebirgen die Erfahrung gemacht, daß man auf dem Grat bleiben soll, solange es nur irgend geht und nicht unnötig in Flanken ausweichen soll. Es ist meist viel leichter als es noch aus 20-30 m Entfernung aussieht. Nicht durch den Anblick einer scheinbar unbezwinglichen Steilheit abschrecken lassen! Das erweist sich oft als gut gangbar, sobald man unmittelbar dran steht.
Auf dem Kaiserkopf überfiel uns ein Gewitter, das wir nicht bemerken konnten, da wir tief in der Ostflanke steckten, als es losbrach. Wir stiegen noch ein Stück nordwärts ab und dann zur Sicherung vor der Blitzgefahr etwa 30-50 Meter tief in die Westflanke, wo wir uns in einen Spalt verklemmten und den Zeltsack über uns zogen. Da kauerten wir von 17 Uhr bis 7 Uhr früh, also 14 Stunden lang. Das Gewitter war in einen Schneesturm übergegangen und wir spürten, wie nachts der Schnee an unseren Rücken höher und höher wuchs. Ohne den Zeltsack wären wir verloren gewesen. Zum Glück hatten wir ein Biwak beabsichtigt, da wir noch am nächsten Tag noch mindestens bis zur Spritzkarspitze wollten. So hatten wir die nötigen Sachen dabei. Wir litten sehr unter Luftmangel, da das Fenster des Zeltsackes sich trotz der betreffenden Vorrichtung nicht öffnen ließ. Jedes Lufteinlassen von unten her brachte beißende Kälte herein. Ich saß die ganze Nacht mit dem Oberschenkel auf dem eingestemmten Pickel, da wir abzurutschen fürchteten und keine Ahnung hatten, wie das Terrain wenige Meter unter uns beschaffen sein könnte. Das hatten wir bei dem rasendem Schneetreiben nicht mehr feststellen können. Früh um 7 Uhr krochen wir aus dem Sack und erblickten rings um uns eine richtige Winterlandschaft. (Es war Juli.) Auf den Grathöhen lag der Schnee einen dreiviertel Meter hoch, alle Grattürme trugen hohe Schneehauben, die Kare tief unter uns lagen unter einer ununterbrochenen Schneedecke. Wir arbeiteten uns mühsam durch den lockeren Schnee die etwa 50 Meter bis zur Gratkante empor und dann begann eine stundenlange, mühsame Arbeit: jeder Griff mußte mit den Händen im Schnee gesucht und dann herausgeputzt werden, die Füße fischten, ganze Schneelasten von den steilen Platten abtretend, bis sie einen sicheren Tritt fanden. Öfter waren wir gezwungen, von der Gratkante abzuweichen und uns durch die gefährliche, steile Flanke durchzuarbeiten, wo wir bei gutem Wetter in Kletterschuhen oben leicht drüber weggeturnt wären. Schließlich erreichten wir, es mag schon gegen Mittag gewesen sein, den Gipfel des Hochglück. Nun ging es leichter bis in die Hochglückscharte und die sonst gefährliche Nordrinne konnten wir in dem dicken Neuschnee einfach herunterrutschen. – In der  http://www.tourenwelt.info/huettenliste/huette.php?huette=9855 Lamsenjochhütte ließ ich mir einen ganzen Liter Glühwein machen und schlief dann 24 Stunden. Ebenso Ackermann. Alle weiteren Pläne hatte wieder einmal das Wetter zunichte gemacht.

Mitterspitze und vielleicht auch Schafkarspitze von den Lamsenspitze aus.

Lamsenspitze (mehrfach): Als Student die Ostwand mit zwei Herren der Sektion Bayerland durchstiegen, diese Tour zählt nicht als selbständige Tour, da ich geführt wurde. Die späteren Besteigungen wahrscheinlich alle durch die Turner-Bergsteiger-Rinne. Den Barthkamin habe ich einmal vergebens gesucht.

Mitterkarlscharte? Von der von uns erreichten Stelle führte ein anscheinend völlig unmöglicher Schlund senkrecht nach Westen hinunter, wahrscheinlich war es die falsche Übergangsstelle. (1924)

Gratwanderung Hochnissl – Rotwandlspitze – Steinkarlspitze – Lamsscharte

Hochgleirsch von der Amtssäge, Abstieg über den Westgrat, sehr schöner Blumenbestand auf den Grasterrassen (Juni).

Jägerkarspitzen Gratüberschreitung (Barthgrat) Katzenkopf – Mittlere Jägerkarspitze, die beiden anderen nicht mehr in Erinnerung, ob ich sie betreten habe. Abstieg durch das Riegelkar.

Jägerkarscharte Mit Mehringer von Norden (Hinterödalm) auf die Jägerkarscharte, dann wegen schlechten Wetters sofort zur Amtssäge abgestiegen.

Nochmals Katzenkopf Mit Mehringer den Barthgrat begonnen. Großer Wettersturz, Schneesturm. Im Nu waren die Felsen verschneit. Sofort die Kletterschuhe ausgezogen und die Nagelschuhe wieder angezogen. Ich erinnere mich, daß ich vor dem Aufstieg zum letzten Turm (im Sinne des Rückweges) mit Mehringers Hilfe in dem tobendem Sturm ein trockenes Hemd anzog, um für die letzte schwierige Kletterstelle etwas wärmer zu sein. Als wir die Hänge vom Katzenkopf ins Kar "In den Flecken" heruntereilten, wateten wir bereits in 20-30 Zentimeter hohem Schnee. An diesem Tag fielen diesem Wettersturz etwa 25 Personen zum Opfer, ich glaube mich zu erinnern, daß es allein am Totenkirchl [Kaisergebirge] acht Erfrorene gegeben hat. Einige konnten unten am Führerkamin die wieder aufwärts führende, glatte Stelle nicht mehr bezwingen (ich habe es mir später angesehen und verstehe es, da dort alles ganz außerordentlich glatt und von den vielen Besteigungen poliert ist) und waren dort sitzen geblieben und erfroren.

Übergang Kleiner Lafatscher – Großer Lafatscher – Vordere Bachofenspitze; durch eine Schuttrinne ins Bachofenkar abgestiegen; ich erinnere mich, daß wir immer mit gespreizten Füßen über der schmalen Rinne stehen bleiben mußten, um unter uns den Schutt abfließen zu lassen. Abstieg bis zu dem das Gehänge horizontal durchziehenden Steig und über Lafatscherjoch zum  http://www.tourenwelt.info/huettenliste/huette.php?huette=9125 Hallerangerhaus zurück.

Kleiner Lafatscher: mehrfach vom Lafatscherjoch aus.

Speckkarspitze Sehr oft bestiegen. Auch Abstieg über den Südwestgrat ganz leicht. Einmal auf der den Nordabsturz durchziehenden Plattenfläche, die am Nordwestgrat schon endigt und auf den gebauten Steig führt. Leicht und nicht lohnend.

Gratübergang Großer Bettelwurf – Kleiner Bettelwurf – Speckkarspitze
Eine meiner frühesten Touren, auf dem Gipfel habe ich mich einer Gruppe Innsbrucker Studenten angeschlossen, ungefähr 1912.
Derselbe Gratübergang in umgekehrter Richtung, 1924 mit meiner Frau und zwei Herrn, jedoch als getrennte Partien gehend. Der Kamin, den wir 1912 durch Abseilen überwunden hatten, erwies sich im Aufstieg als überraschend leicht, man muß nur die überhängende Stelle (falls es überhaupt eine solche ist) richtig anpacken und außen bleibend stemmen.

Kleiner Bettelwurf Außer den zwei genannten Besteigungen noch ein- oder zweimal vom Großen Bettelwurf aus und einmal über den "Südgrat", was mit Kletterschuhen keine Schwierigkeiten bietet.

Reitherspitze Einmal, als ich mit dem alten Onkel Otto [Otto Rehlen] die  http://www.tourenwelt.info/huettenliste/huette.php?huette=604 Nördlinger Hütte besuchte. Vielleicht war ich auch einmal mit meiner Mutter auf der Reitherspitze, ich glaube mich zu erinnern, daß ich mit meinen Eltern einmal die Nördlinger Hütte besucht habe. Onkel Otto war wohl der "Gründer" dieser Hütte und langjähriger Vorstand der Alpenvereinssektion Nördlingen. Er hat wohl dreißig oder mehr Jahre hindurch jedes Jahr einmal seine Hütte besucht.

Großer Solstein Einmal bei schlechtem Wetter. Und noch irgendein unbedeutender Gipfel in dieser Gegend.

Rumer Spitze Einmal vom Hallerangerhaus aus, weiter Anmarsch auf die Arzlerscharte und über den Westgrat, ganz leicht, einige Stellen ein bißchen exponiert; ich hatte einen Neuling dabei, der sich schrecklich aufführte. Abstieg direkt nach der anderen Seite, etwa Nordosten.

Vorderkarwendel Schöttlkarspitze, Scharfreiter (soll wohl Scharfreuther heißen), Juifen und vielleicht noch andere. Schitouren im Vorderkarwendel.

Meinen Kindern empfehle ich, wenn sie einmal auf das  http://www.tourenwelt.info/huettenliste/huette.php?huette=9535 Karwendelhaus kommen sollten, nicht die übliche Besteigung der Birkkarspitze zu machen, sondern die Gegend Marxenkarspitze – Seekarspitze zu durchstreifen, die ein grandioses Trümmerfeld ist und landschaftlich mehr wirkt, als die großen Gipfel. Entweder vom Schlauchkarsattel über die Ödkarspitzen (drahtseilversicherter Steig) oder ganz ohne Kletterei Aufstieg durchs Marxenkar. Ferner ist ein Besuch des Roßloches, das ebenfalls eine Trümmer- und Schuttwüste ist, sehr lohnend (falls man überhaupt für so etwas Gefühl hat), auch wenn man nicht auf die Grubenkarspitze geht. Man gehe nur irgendwo den das Roßloch nördlich begrenzenden Kamm hinauf, um den Tiefblick ins Laliderer Tal zu haben.


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Letzte Aktualisierung am 28. Januar 2018

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